Chesa Grischuna
Es waren niederländische Gäste, die dem Bergführer und Skilehrer Hans Guler den Bau eines Hotels ermöglichten. Guler verpflichtete dafür den Architekten Hermann Schneider (1887-1950), der zuvor in St. Moritz für das Badrutt’s Palace ein Bauernhaus zum Restaurant Chesa Veglia umgebaut hatte (Besondere Auszeichnung 2009). Schneider entwarf über dem massiven Sockel einen hochaufragenden Blockbau mit einer gemauerten Ecke, dessen Fenster mit Sgraffito verziert sind. Ein Prättigauerhaus mit einem leichten Engadiner-Einschlag also, oder eben eine «Chesa Grischuna». Der Architekt entwarf auch die gesamte Inneneinrichtung und Ausstattung bis hin zu den Vorhängen und Tischdecken, dem Geschirr und den Aschenbechern. Für die Malereien wurden bekannte Künstler engagiert: Alois Cariget, Hans Schöllhorn und Ludwig Bär. Die wenigen späteren Erweiterungen, 1961 wurde die Bar vergrössert und eine Kegelbahn eingebaut, erfolgtem im selben Duktus und Alois Carigiet malte zusammen mit seinem Bruder Zarli die Kegelbahn aus.
Hans Guler war es Zeit seines Lebens ein Anliegen, dass nichts verändert werde, und diese Maxime wird bis heute beibehalten. So werden Stühle extra nachgebaut, Stoffe von Hand bedruckt, das Geschirr von Villeroy & Boch nachfabriziert. Die Zimmereinteilung wurde teilweise leicht verändert, indem kleine Zimmer zu einem grösseren mit Bad zusammengelegt wurden. Die Auszeichnung würdigt ein Hotel, das in der Umbruchphase Ende der 1930er-Jahre bewusst in einem retrospektiven Heimatstil geschaffen wurde und damit das Landi-Dörfli von 1939 vorwegnimmt. Sie würdigt ein Gesamtkunstwerk, das von der Architektur bis zu den Accessoires durchgestylt ist und zu welchem berühmte Künstler ihre Beiträge geliefert haben. Die Auszeichnung anerkennt insbesondere die über zwei Generationen und seit 80 Jahren stetige, aufwendige und liebevolle Pflege und Fortführung von Haus und Hotelkonzept, die dem heutigen Gast das Eintauchen in eine eigene Welt ermöglicht.